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Die Zahnmedizin zeigt, Prävention wirkt
Erkenntnisse der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6)

Neun Jahre nach der DMS 5 liegen mit der DMS 6 aktuelle, bundesweit repräsentative Daten zur Mundgesundheit in Deutschland vor. Die vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) durchgeführte kombinierte Quer- und Längsschnittstudie ist die größte oralepidemiologische Untersuchung des Landes. Sie erfasst nicht nur den aktuellen Mundgesundheitsstatus, sondern auch das Präventionsverhalten und den Versorgungsgrad in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. 
Wie sah die Studienpopulation aus und was war neu dabei? 
Insgesamt nahmen 3.374 Personen teil, darunter: 

  • 714 Kinder (8–9 Jahre)
  • 959 Kinder (12 Jahre)
  • 929 Erwachsene (35–44 Jahre)
  • 799 Seniorinnen und Senioren (65–74 Jahre)

Eine Besonderheit dieser Erhebung war, dass erstmals eine Generation untersucht werden konnte, die von Kindheit an flächendeckend an Gruppen- und Individualprophylaxe teilgenommen hat. 
Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Prävention wirkt. 
Seit Einführung systematischer Prophylaxemaßnahmen Ende der 1990er-Jahre ist die Karieslast bei Kindern um 90 % gesunken – ein international herausragender Erfolg primärpräventiver Strategien. 
Weitere Ergebnisse sind, dass Zahnlosigkeit im jüngeren Erwachsenenalter nahezu eliminiert ist und der Anteil zahnloser jüngerer Seniorinnen und Senioren um 80 % auf nur noch 5 % gesunken ist. 
Rund 80 % der älteren Kinder sind kariesfrei allerdings konzentriert sich hier Karies auf eine kleine Hochrisikogruppe (Kariespolarisation). Ebenfalls bleibt ein sozialer Gradient erkennbar: Seniorinnen und Senioren mit niedrigem Bildungsstand sind mehr als viermal häufiger zahnlos. 
 
Welche Herausforderungen gibt es dann noch in der Zahnmedizin und ist das Berufsbild des bohrenden Zahnarztes ein Auslaufmodell? 
Mit der gestiegenen Zahnerhaltung rückt Parodontitis als altersassoziierte Erkrankung stärker in den Fokus. Früher führten Zahnverluste zu einer geringen Parodontitisprävalenz, heute sind mehr Zähne „at risk“. Dies bedeutet, dass wir einen präventionsorientierten Ansatz jetzt auch im höheren Lebensalter brauchen. Dies ist allerdings deutlich komplexer, da Multimorbidität und Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Rauchen) die Erkrankungsdynamik beeinflussen. 

Zähne und Allgemeingesundheit – gibt es eine Verbindung von Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen? 

Die DMS 6 widmete sich vertieft der Beziehung zwischen Parodontalstatus und kardiovaskulären Erkrankungen bei 65- bis 74-Jährigen. 
Mehr als ein vierteil (27,6 %) dieser Altersgruppe hatten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Betroffene wiesen im Schnitt 2,1 Zähne weniger auf, waren häufiger zahnlos (7,4 % vs. 4,2 %) und hatten tendenziell öfter schwere Parodontitis. Ebenfalls erfolgten Zahnarztbesuche seltener präventiv und häufiger beschwerdeorientiert auch die Interdentalreinigung und professionelle Zahnreinigung wurden seltener genutzt. 
Der Zusammenhang ist pathophysiologisch plausibel: Parodontitis begünstigt über systemische Entzündungen und bakterielle Streuung atherosklerotische Veränderungen. Studien zeigen ein um etwa 25 % erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei schwerer Parodontitis. 
Die Ergebnisse unterstreichen, dass Herz-Kreislauf-Patienten gezielt in zahnmedizinische Präventionsprogramme integriert werden sollten. 
Empfehlungen für diese Patientengruppe sind regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen unabhängig von subjektiven Beschwerden sowie Aufklärung über den Zusammenhang zwischen Parodontitis und systemischen Erkrankungen. Ein Weg wäre eine interdisziplinäre Kooperation zwischen Zahnmedizin, Allgemeinmedizin und Kardiologie, um Risikopatienten frühzeitig zu erfassen und engmaschig zu betreuen. 

Fazit

Die DMS 6 bestätigt den nachhaltigen Erfolg präventionsorientierter Maßnahmen in der Zahnmedizin – insbesondere in der Kariesprophylaxe. Gleichzeitig zeigt sie Handlungsbedarf bei der Parodontitisprävention im Alter und verdeutlicht den engen Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit. Eine konsequente Lebenslaufprävention, die von der Kindheit bis ins hohe Alter reicht, ist entscheidend, um die erreichten Erfolge zu sichern und künftige Herausforderungen zu bewältigen. 
Quelle: http://www.deutsche-mundgesundheitsstudie.de/  
Autorin: Dr. Rebecca Otto